Warum Kalorien zählen Dir schaden kann

Warum Kalorien zählen Dir schaden kann

Warum Kalorien zählen Dir schaden kann - Beatrice Winkel
Warum Kalorien zählen Dir schaden kann

 

Anfang des Jahres haben zwei Freunde von mir beschlossen abzunehmen. Für sie stand außer Frage, dass sie nur über Kalorienzählen ihren Gewichtsverlust erreichen könnten. Da ich sie unterstützen wollte und auch etwas neugierig war, wie es ist Kalorien zu zählen, habe ich mitgemacht. Ich lud mir eine App auf mein Smartphone und begann all meine Lebensmittel abzuwiegen und aufzuschreiben.

 

Die erste Woche war für mich sehr unbequem. Ich war es gewohnt einfach mein Obst und Gemüse zu nehmen und zuzubereiten. All das Abwiegen dauerte für mich ewig.

 

In der zweiten Woche war das Abwiegen zwar schon etwas besser, aber trotz allem stresste mich das ewige Zählen. Ich knabber gern zwischendurch ein paar Nüsse, vergaß jedoch sehr oft diese abzuwiegen. Das nachträgliche Schätzen fand ich dann nicht wirklich befriedigend.

 

Woche drei und vier liefen etwas besser. Mittlerweile war der Griff zur Küchenwaage automatisiert und ich wog die Nüsse am Morgen für den Tag ab. Trotzdem nervte mich die Reduktion meines Essens auf blanke Zahlen immer noch.

 

In der fünften Woche wurde mir dann von beiden Freundinnen mitgeteilt, dass sie keine Lust mehr haben Kalorien zuzählen. Dies sei immer so anstrengend. Ich hielt weiter durch, um 1. für mich herauszufinden, was mich denn so nervt und 2. wollte ich irgendwie meine Freunde motivieren wieder weiter zu machen.

 

Am Ende der sechsten Woche schmiss ich dann ebenfalls das Handtuch. Ich hatte herausgefunden, was mich so nervt (durch das Kalorienzählen hat sich mein Fokus auf die Zahlen verschoben und war nicht mehr beim Wahrnehmen der Bedürfnisse meines Körpers) und meine Freundinnen hatten immer noch keine Lust weiter zu machen.

 

Aber warum ist denn das Kalorienzählen so verbreitet, obwohl es zu so viel Unmut führt? Oft ist der erste Gedanke, wenn es ums Abnehmen geht, Kalorien zu zählen. Es klingt ja auch recht einfach: weniger zu sich nehmen, als man verbraucht. Klar, aber sind der Körper und der Mensch so einfach? Ich habe mich auf die Suche nach ein paar Antworten gemacht und interessante Erkenntnisse gefunden:

 


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Kalorien und die Mathematik

Wenn ich mir die Regel „weniger zu sich nehmen, als man verbraucht“ aus der mathematischen Perspektive anschaue, klingt sie erst einmal für mich logisch. Mein Körper verbraucht eine bestimmte Kalorienmenge X. Wenn ich weniger als meine benötigte Kalorienmenge zu mir nehme, muss mein Körper die Differenz (das Weniger) aus meinen Fettreserven ziehen und ich nehme ab – also bspw. X minus 500kcal. Zumindest mathematisch müsste dann mein Körper die 500kcal aus den Fettreserven ziehen. Wenn ich dann ganz genau meine Ernährung beobachte und von jedem Lebensmittel die Kalorien notiere, zähle und zusammenrechne, so dass ich unterhalb meiner Kalorienmenge X bleibe, sollte es doch theoretisch mit dem Abnehmen klappen. Doch der Körper und unsere Ernährung sind nun mal nicht reine Mathematik.

 

Kalorien und die Nährstoffe

Kalorien sind an sich eine Maßeinheit der Wärmemenge. Diese besagt, wie viel Wärmemenge unter bestimmten Voraussetzungen nötig ist, um 1 Gramm Wasser um 1 Grad Celsius zu erwärmen. Sie sagt also nichts über die Mikro- oder Makronährstoffe aus. Daher können wir rechnerisch die passende Menge an Kalorien zu uns nehmen und trotzdem dem Körper nicht alle Bausteine (Nährstoffe) geben, die er aber braucht, um Muskeln, Nerven, Organe, etc. zu versorgen. Das kann schnell passieren, wenn die alten Essgewohnheiten bestehend aus stark verarbeiteten Lebensmitteln beibehalten werden und sich nur die Menge durch das Kalorienzählen verringert.

 

Kalorien und das Satt-GEFÜHL

Wenn wir unserem Körper jedoch immer wieder Nährstoffe vorenthalten, weil wir zu sehr mit dem Kalorienzählen beschäftigt sind und nicht den Fokus auf die Nahrung legen, wird er uns immer deutlichere Signale senden, dass er einen Mangel erleidet. Beispielsweise erleiden wir dann (Heiß-) Hunger auf bestimmte Sachen, werden gereizt, können uns kaum noch konzentrieren. Außerdem drehen sich unsere Gedanken oft nur noch ums Essen bzw. um deren Mengen und nicht um deren Wohltat für den Körper „wenn ich 30g davon weg lasse, dann kann ich 37,8g davon essen…“. Ob nun durch den Nährstoffmangel oder durch den Fokus auf die Zahlen, wir werden immer gestresster beim reinen Kalorienzählen. Das wiederum führt zu noch mehr Hunger, denn schließlich bedeutet Stress für den Körper ein erhöhter Nährstoffbedarf, den wir aber doch wegen den ganzen Kalorien nicht zu uns nehmen dürfen, oder?

 

Kalorien und die Kontrolle

Gewichtszunahme wird oft mit einer Art Kontrollverlust gleichgesetzt – Kontrollverlust beim Essen aber auch beim Leben. Schließlich muss man doch nur aufpassen, was man isst, oder etwa nicht? ;) Wenn dann endlich die Energieaufnahme kontrolliert wird, schleicht sich ein kleines Machtgefühl ins Leben „Wenn ich mein Essen kontrolliere, habe ich auch die Macht über mein Leben wiedererlangt.“ Das ist die eine Seite der Medaille. Die zweite ist, dass Du nur noch den (Kalorien-)Zahlen traust. Dir und den Bedürfnissen Deines Körpers aber nicht mehr.

 

Kalorien und der Körper

Dabei ist jeder Körper anders. Jeder braucht etwas anderes. Der eine braucht bspw. mehr Öle in seiner Ernährung, der andere mehr Eiweiß und der nächste braucht mehr Kohlenhydrate. Auch bei den Mikronährstoffen ist jeder Körper anders und braucht auch unterschiedliche Mengen. Apropos anders: nicht nur der Körper ist anders. Jede Nahrung wird auch unterschiedlich im Körper verbrannt. Während die einen Kalorien in null Komma nichts vom Körper verbrannt werden, brauchen andere Kalorien ewig bis sie verstoffwechselt sind.

 

Kalorien und die Gewohnheiten

Das Kalorienzählen ist für einige so eine Art Freibrief. Wozu die Gewohnheiten ändern? Solange ich nur brav die Kalorien zähle, kann ich weiterhin meine mir schädlichen Gewohnheiten beibehalten. Doch anstatt uns auf die Kalorien zu konzentrieren, sollten wir uns vielmehr mit unserer Ernährung und Gewohnheiten auseinander setzen. Was sind meine Gewohnheiten? Warum sind sie mir so wichtig? Was möchte ich mit meiner Ernährung erreichen? Und wie könnte ich sie beispielweise schrittweise ändern? Das Kalorienzählen ist aus meiner Sicht oft eine kleine Befreiung nicht auf die wirklichen Baustellen zu schauen – eine Art Ablenkung.

 

 

 

Wie siehst Du dies? Welche Erfahrungen hast Du mit dem Kalorienzählen gemacht? Hat es Dir vielleicht geholfen oder eher das Gegenteil bewirkt?

 

Ich bin wirklich interessiert an Deine Erfahrungen, daher schreib doch unten einen Kommentar dazu, damit wir uns austauschen können.

 

Herzliche Umarmungen

Bea


 

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